ITB-Kolloquium: Arbeitsprozessanalysen und Workplace Studies: Zwei komplementäre Verfahren zur Analyse von Arbeitsprozessen

Als „Herausforderungen für die Arbeit der Zukunft“ gelten verschiedene „Megatrends“ im Sinne von Makrophänomenen sozialen Wandels, die sich auch in der Arbeitswelt als Strukturbedingungen niederschlagen. Um die Auswirkungen dieser Veränderungen auf Arbeitsprozesse und Qualifikationsanforderungen zu untersuchen, gelten z. B. berufswissenschaftliche Arbeitsprozessanalysen (Becker/Spöttl 2008) als probates Mittel.

Der Fokus der Untersuchung liegt auf dem zur Bewältigung der Arbeitsaufgabe notwendigen Arbeitsprozesswissen (Erfahrungs-, Geschäftsprozess- und Fachwissen). Methodisch wird erschlossen, was Experten eines bestimmten Berufsfeldes verbalisieren können. Nicht-explizierbares Wissen jedoch, wie es sich z. B. in kulturspezifischen Praktiken zeigt, wird nicht fokussiert.

Im Hinblick auf diesen unseres Erachtens vernachlässigten Aspekt in der Methodik der Arbeitsprozessanalyse finden sich in der Methodik der „Workplace Studies“ (Knoblauch/Heath 1999) komplementäre Stärken, mit denen diese Schwäche kompensiert werden könnte. Mit ihrem Fokus auf das konkrete Tun im alltäglichen Handeln der Akteure stellen Workplace Studies die faktische Aushandlung sozialer Ordnung und alle hierzu erforderlichen Praktiken in das Zentrum ihrer Untersuchungen.

Im Beitrag wird aus methodologischer Sicht auf die beiden o. g. Verfahren eingegangen und es werden Anschlussmöglichkeiten aufgezeigt. Damit wird die Verbindung der beiden Ansätze zur Diskussion gestellt.

Literatur:
Becker, Matthias & Spöttl, Georg 2008: Berufswissenschaftliche Forschung. Ein Arbeitsbuch für Studium und Praxis. 1. Aufl. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Wien: Lang (Berufliche Bildung in Forschung, Schule und Arbeitswelt, 2).
Knoblauch, Hubert A. & Heath, Christian 1999. Technologie, Interaktion und Organisation: Die Workplace Studies. Schweizerische Zeitschrift für Soziologie 25(2), 163–181.