Bislang stand bei Forschungen zu Bildung, Berufsorientierung und Geschlecht vor allem die geringe Teilnahme von Mädchen/jungen Frauen an MINT-Bildungs- und Ausbildungsgängen im Fokus. Erst seit einigen Jahren geht es – sowohl im Hinblick auf die Überwindung der horizontalen Segregation des Arbeitsmarktes als auch vor dem Hintergrund des absehbaren bzw. inzwischen eingetretenen Fachkräftemangels – auch um die Frage, wie der Anteil von Jungen/jungen Männern an SAGE-Bildungs- bzw. Ausbildungsgängen erhöht werden kann. Im Zentrum des Teilprojektes stehen Bildungsprozesse von Jungen und jungen Männern in Institutionen der (vor)beruflichen Bildung. In den Blick genommen werden berufsvorbereitende (AV Dual, AVm Dual) Bildungsgänge, die keinen bzw. einen ersten oder maximal mittleren Schulabschluss (ESA, erweiterter ESA, MSA) voraussetzen. Das ethnografisch angelegte Projekt untersucht die Bedeutung von Geschlecht und Männlichkeit im Kontext der institutionell gerahmten, vorberuflichen Sozialisationsprozesse an verschiedenen Lernorten (Berufsbildende Schulen, Bildungsträger, Betriebe) und fokussiert die Perspektiven der beteiligten Akteur*innen: Schüler*innen bzw. Praktikant*innen, Pädagog*innen sowie betriebliches Ausbildungspersonal. Die zentrale Forschungsfrage lautet, wie – d. h. durch welche Interaktionsprozesse und Lernangebote – es jungen Männern in Berufsvorbereitungsmaßnahmen des Übergangssystems ermöglicht bzw. erschwert wird, sich für SAGE-Berufe zu entscheiden. Damit will das Projekt einen Beitrag zur Bearbeitung des bislang wenig(er) beachteten Problems geschlechtstypischer Berufswahlen von Jungen leisten.