‹Neue Lernformen› in der bundesdeutschen Berufsbildung – neue Konzepte oder neue Etiketten?

ITB-Forschungsberichte 19
Erscheinungsjahr
2005
Zusammenfassung
In der nationalen und internationalen erziehungswissenschaftlichen und berufspädagogischen Diskussion sowie in Zeitschriften und Veröffentlichungen, die in der Scientific Community hohe Reputation haben, wird zunehmend von »neuen Lernformen« gesprochen. In der bundesdeutschen Berufsbildung gehören dazu Neuerungen wie Handlungsorientierung und vollständige Handlung, Leittextmethode, Handlungskompetenz und Lernfelder. Vor dem Hintergrund einer lern-lehr-theoretischen Modellierung werden die »vollständige« Handlung und die Leittextmethode mit der 30 Jahre zuvor konzipierten Pädagogischen Psychologie Heinrich Roths verglichen. Das Ergebnis ist, dass im Vergleich zur Roth'schen Konzeptualisierung die Leittextmethode noch Meilen entfernt liegt von einem lern-lehr-theoretischen Ansatz. Die Analyse der Handlungskompetenzdefinition der KMK ergibt, dass diese zum einen behavioristisch angelegt ist und aus lern-lehr-theoretischer Sicht eher zu gegenseitigem Missverstehen als zum Verstehen beiträgt und eine nicht zu übersehende Nähe zur Stufe drei »dem Anwenden Können« der auf ihren 50jährigen Geburtstag zusteuernden Bloomschen Taxonomie hat. Die Untersuchung eines exemplarisch ausgewählten Lernfelds für angehende Bankkaufleute zeigt, dass in seinen Formulierungen eine deutliche Affinität zum behavioristischen Lernzielkonzept und den »alten« Stoffkatalogen ausfindig zu machen ist. Zusammenfassend ist damit zu konstatieren, dass es sich bei Handlungsorientierung, Leittextmethode, Handlungskompetenz und Lernfeldern weitgehend um neue Etiketten für zentrale didaktische Konzepte handelt.
Verlag
Universität Bremen, Institut Technik und Bildung
Seiten
15
Band
19
Begutachtet?
Ja
Weitere Angaben
ISSN 1610-0875
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