DiMBA - Digitale Medien in der betrieblichen Berufsbildung

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Informationsmanagement Bremen GmbH (ifib) sowie im Auftrag (und in Kooperation) mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) wurden in diesem Forschungsprojekt die Nutzung digitaler Medien in der betrieblichen Ausbildungspraxis untersucht und auf dieser Basis Materialen für ausbildendes Personal erarbeitet. Zentrale Fragen des Forschungs- und Entwicklungsprojektes waren: Wie wählt betriebliches Ausbildungspersonal digitale Medien für die alltägliche Aus- und Weiterbildungspraxis aus? Wie werden digitale Medien in die Aus- und Weiterbildungsprozesse eingebunden? Welcher Unterstützungsbedarf besteht für betriebliches Ausbildungspersonal, um digitale Medien optimal in die Aus- und Weiterbildung integrieren zu können?

Untersucht wurden diese Fragestellungen in einem domänenübergreifenden Setting in den Bereichen Mechatronik, kaufmännische Berufe und (Alten-)Pflege.
Als Basis für diese Untersuchung wurde zunächst ein Strukturmodell zur Beschreibung medienpädagogischer Kompetenz von betrieblichem Ausbildungspersonal entwickelt und anschließend der Ist-Stand der Medienaneignung und Mediennutzung in der Alltagspraxis von betrieblichem Ausbildungspersonal mit Hilfe einer Online-Befragung sowie durch Gruppeninterviews und User-Story-Workshops analysiert.
Übergeordnetes Ziel war es, über die Förderung der medienpädagogischen Kompetenz von betrieblichem Ausbildungspersonal die vielfältigen Potenziale, die der Einsatz von digitalen Medien bietet, in der Gestaltung betrieblicher Lehr-/Lernprozesse zukünftig besser nutzen zu können.

Die Möglichkeiten, die sich durch den Einsatz von digitalen Medien und des Internets zur Unterstützung von Lehr- und Lernprozessen ergaben, um die Qualität und Effektivität von Bildungsmaßnahmen zu erhöhen, wurden allerorts diskutiert. Speziell im Bereich der betrieblichen Berufsbildung schienen die Potenziale allerdings noch kaum genutzt zu werden. Dies belegten z.B. eine 2013 durchgeführte, umfangreiche Dokumentenanalyse von Fachbeiträgen zum Einsatz digitaler Medien in der Berufsbildung und eine zeitgleich durchgeführte Online Befragung von betrieblichen Ausbilder*innen durch das Internetportal www.foraus.de des Bundesinstituts für Berufsbildung. Hier zeigte sich, dass der vom betrieblichen Ausbildungspersonal antizipierte Nutzen eines Einsatzes digitaler Medien nach wie vor mit dem klassischen Verständnis der Verfügbarmachung von Inhalten korrespondierte. Weitere Optionen zur Anreicherung betrieblicher Qualifizierungsprozesse durch digitale Medien wurden nicht reflektiert. Dementsprechend waren die Auswahl und der Einsatz digitaler Medien durch betriebliches Ausbildungspersonal durch unterschiedliche Formen, Intentionen und Begründungen sowie unterschiedliche Intensität und Qualität gekennzeichnet.

Bislang gab es jedoch kaum Befunde über die Medienaneignung und Mediennutzung in der Alltagspraxis von betrieblichem Ausbildungspersonal. Der Begriff der Medienaneignung steht in der medienwissenschaftlichen Forschung für die Annahme, dass die Medien nicht aufgrund ihrer eigenen Logik Prozesse oder menschliches Kommunikationsverhalten verändern, sondern Individuen sich Medien auf ihre für sie selbst relevante Art und Weise aussuchen und zunutze machen – eben aneignen. Um die individuelle Dimension (Ausbilderinnen und Ausbilder) zu betonen, wurde für das geplante Forschungsprojekt der Begriff der „Aneignung“ dem Begriff der „Nutzung“ vorgezogen. Vor diesem Hintergrund sollten Antworten auf die Fragen erarbeitet werden, wie betriebliches Ausbildungspersonal digitale Medien auswählt, wie es diese in beruflichen Aus- und Weiterbildungsprozesse einsetzt und welchen Unterstützungsbedarf es sähe. Den theoretischen Zugang zu diesen Fragen bildete dabei ein Konzept der medienpädagogischen Kompetenz nach TULODZIECKI.

Es sollte eine Beschreibung der medienpädagogischen Kompetenz von betrieblichem Ausbildungspersonal auf der Basis von Experteninterviews erfolgen. Entsprechend der Erkenntnisse aus den Interviews wurde in einem weiteren Schritt ein Online-Fragebogen konzipiert, um den Ist-Stand der Medienaneignung und Mediennutzung in der Alltagspraxis von betrieblichem Ausbildungspersonal zu analysieren. Die Ergebnisse wurden durch Gruppeninterviews in drei ausgewählten Berufen (jeweils aus den Domänen „gewerblich-technische Berufe“, „kaufmännische Berufe“ und „Gesundheits- und Pflegeberufe“) vertieft und subjektbezogen interpretiert. Abschließend wurden Kriterien aufgestellt, die betriebliches Ausbildungspersonal bei der Analyse und Auswahl von digitalen Medien zur Gestaltung beruflicher Lehr-Lernprozesse unterstützen.

scroll-top