OPTILOG

Zielsetzung

Trotz intensiver Bemühungen, nicht zuletzt durch eine vielfältige Innovations- und Wirtschafts­förderung von Bund und Ländern in den letzten Jahren, wird immer wieder festgestellt, dass der Einsatz von Telematik in der Speditionsbranche hinter den Erwartungen der Anwender zurückbleibt. Tatsächlich sind für den Telematikeinsatz in Speditionen gegenwärtig noch isolierte Anwendungen statt integrierte Lösungen kennzeichnend. Damit korrespondiert eine verengte, gleichwohl allgemein vorherrschende Sichtweise auf Telematik als ein Mittel lediglich zur Fahrzeug- und Auftrags­ver­folgung. Das Projekt OPTILOG ist vor diesem Hintergrund mit einer weitreichenden Zielsetzung angetreten. Ausgehend von einer Bedarfsfeststellung mittels berufs- und arbeitswissen­schaftlicher Analysemethoden in mehreren ausgewählten Speditionsunternehmen, sollen Lösungen für die Gestal­tung von Arbeit und Technik identifiziert und prototypisch realisiert werden, die zum einen Kooperations- und Handlungsspielräume für das Speditionspersonal und zum anderen die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbessern. Dies bedingt die Einbindung sowohl von Speditionsunternehmen als auch von Telematik-Herstellern in das Projekt.

Forschungsschwerpunkte

Die zentrale Forschungshypothese des Projekts lautet, dass die aktuellen Akzeptanz- und Inno­vations­hindernisse der Speditionstelematik (Wirkung) einer fehlenden Abstimmung von Arbeit und Technik (Ursache) geschuldet sind.

Im Verlauf der Untersuchungen hat sich diese allgemeine Hypothese in zwei Richtungen aus­differenziert (siehe auch Ergebnisse). Zukunftsfähige Entwicklungs- und Gestaltungs­per­spek­tiven können demnach mit (1) „Telematik als Medium für Kooperation“ und (2) „Telematik als Me­dium für Lernen“ genauer identifiziert werden. Mit der Entwicklung und Implementierung von prototypischen und paradigmatischen Telematikprodukten und Organisationsformen wurde im Ver­lauf des Projekts die Tragfähigkeit dieser beiden Perspektiven geprüft.

Methoden

Im Rahmen von OPTILOG standen beteiligungsorientierte Methoden und Verfahren im Vordergrund. Im Sinne des soziotechnischen Systemansatzes wird damit zum einen das Ziel verfolgt, die Organi­sations- mit der Technikentwicklung zu verzahnen. Zum anderen sollen beteiligungsorientierte Ver­fahren und Methoden es ermöglichen, dass zukünftige Nutzer als Innovatoren für die Produkt­gestaltung wirken können.

Methodologisch gewendet, spiegelt das Vorgehen eine Abfolge zwischen a) explorativer und hypothesen­geleiteter Theorieentwicklung (über Wirkungszusammenhänge zwischen Arbeit und Technik im Untersuchungsbereich) und b) Theorieprüfung durch die (partizipative) Gestaltung von Arbeit und Technik wider. Die Gültigkeit theoretischer Aussagen wird mithin an der erfolgreichen Implementierung von neuen Telematikprodukten und Veränderungen in Unternehmen gemessen.

Ergebnisse

Die folgenden Lösungen und Produkte wurden als Antworten auf die identifizierten Lösungsbedarfe prototypisch realisiert und im Projektverlauf evaluiert, um die Gültigkeit der Analyseergebnisse und Schlussfolgerungen zu prüfen.

· Implementierung eines Wiki-Systems auf einer Telematikplattform und Entwicklung eines Organisationsschemas für die Wissensschaffung: Wiki-Systeme als funktionale Komponenten von Telematikplattformen stellen vielversprechende Angebote zur Förderung des informellen Lernens in Unternehmen dar. Praxisrelevantes Wissen kann auf diese Weise kontinuierlich gesammelt und aktualisiert werden. Wichtige Voraussetzungen für den Lösungserfolg lauten, dass die Darstellung der Wissensinhalte für PDAs (persönlicher digitaler Assistent) angepasst sein muss und dass Fahrer als Autoren oder zumindest als Auskunftsquellen für Autoren fungieren.

· Realisierung eines „Shared Disposition“-Ansatzes: Für den Geschäftsbereich der regionalen Abfallentsorgung eines Partnerunternehmens wurde eine mobile Anwendung konzipiert, die ein kooperatives Auftragsmanagement ermöglicht. Fahrer können Aufträge annehmen und bestehen­de Auftragszuordnungen bei Bedarf verändern. Aufträge und Auftragszuordnungen sind jederzeit für alle Beteiligten sichtbar; das Büro greift nur noch punktuell in den Prozess ein. Mittels Telematik werden somit Rahmenbedingungen für qualifizierte Facharbeit geschaffen.

· Ein Unterstützungssystem zum Lernen einer verbrauchseffizienten Fahrweise: Das System bietet Feedback zu verbrauchsrelevanten Episoden auf der Basis aufbereiteter Fahrzeugdaten. Die Gestaltung berücksichtigt insbesondere Fragen zur lernförderlichen Adaptation und ergono­mischen Darbietung des Feedbacks. Die hier erfolgte Unterstützung von Lern- und Aneignungs­prozessen steht in starkem Kontrast zu herkömmlichen, ausführungsorientierten Fahrer­informations- und Fahrerassistenzsystemen, die vorrangig auf die Verbesserung von Sicherheit und Komfort abzielen.

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